Tokaido ist nicht nur der erste Hersteller von Karate-Anzügen, oder war einer der wichtigsten Handelsstraßen im Südosten des alten Japans, sondern ist außerdem ein Brettspiel, und zumindest laut Boardgamegeek.com ein äußerst gutes noch dazu. Funforge Digital hat vor einigen Wochen eine mobile Softwareversion des Brettspieles auf Android und iOS veröffentlicht. Tokaido ist ein wunderschön gestaltetes Spiel—was euer Smartphone in Sachen Leistung allerdings ziemlich fordern wird—und lässt sich durch’s Herumreichen im entsprechenden Modus sogar wie das Brettspiel spielen. Nicht zu komplex und komplett ohne Zufallsfaktoren, ist Tokaido äußerst zugänglich und unterhaltsam!
In Tokaido sind wir einer von bis zu vier Reisenden, die vier Tage auf der Tokaido unterwegs sind. Man entdeckt malerische Panoramen, trifft Leute, sammelt Souvenirs und schlägt sich, am Ende des Tages, im Gasthof den Wanzt voll. Für all diese Aktionen gibt es Siegpunkte und am Ende Bonussiegpunkte, wer z.B. als erstes ein Vollständiges Panorama hat—also mehrmals einen bestimmten Ort wie eine heiße Quelle—besucht hat, oder am meisten Geld für Essen ausgegeben hat oder am meisten Souvenirs besitzt. Wer am Ende die meisten Siegpunkte hat, gewinnt.
Das ist natürlich ein etwas merkwürdiger Wettstreit, bei dem man Bonuspunkte bekommt, wenn man mehr isst als die anderen Spieler (was letztendlich an die finanziellen Mittel gebunden ist, die man unterwegs beschaffen kann). Aber im Grunde ist es von allen abstrakteren Spielzielen, die Brettspiele für gewöhnlich ansich haben, nachvollziehbar, wenn man es so formuliert, dass letztendlich derjenige gewinnt, der am meisten auf der Tokaido erlebt hat: Berge erklommen, Quellen und Flüsse besucht, Souvenirs gesammelt, Personen und kulinarische Gerichte kennengelernt hat.
Das Spiel beginnt, in dem jeder einen Reisenden aus zwei zufällig gezogenen wählt. Jede Figur hat eine einzigartige Fähigkeit, mit der z.B. zwei Souvenirs gekauft werden können, wobei das günstigste kostenlos ist, oder jede Spende im Tempel einen extra Siegpunkt gibt. Jeder Tag bietet eine individuelle Route mit elf Stationen, auf der verschiedene Stationen liegen, die besucht werden können. Dabei kann man sich immer nur vorwärts bewegen. Viele Stationen können nur von einem Spieler gleichzeitigt besucht werden, einige hingegen mit mehreren.
Wer am weitesten auf der Tokaido zurückliegt, ist in der nächsten Runde der erste Spieler. Wenn der letzte Spieler den Gasthof erreicht, wo Mahlzeiten für sechs Siegpunkte eingenommen werden können, ist der Tag beendet und anschließend beginnt der nächste mit dem als ersten Spieler, der zu letzt im Gasthaus ankam. Wer jedoch zuletzt kommt, kann nur noch das essen, was von den anderen nicht gewählt wurde. Das kann später den Erfolg kosten, am meisten Geld für Speisen ausgegeben zu haben.
Den Spielern stehen stets alle Informationen zur Verfügung. Wirklich alle! Man sieht, wie oft ein Spieler einen bestimmten Ort besucht hat und damit wie nah er an entsprechenden Erfolgen (verbunden mit Siegpunkten) ist, wieviele Souvenirs auf der Tokaido gekauft wurden und welche Speisen in den Gasthöfen.
Das Spielprinzip mit der schicken Grafik macht süchtig, da die Runden am Handy gegen die KI sehr schnell gehen (ca. 10 bis 15 Minuten) und man für fast alles, was man macht, Siegpunkte bekommt! Schade ist, dass man lediglich ein Tutorial zur Erklärung der Regeln spielen kann. Das lässt sich zwar wiederholen, aber ein Handbuch im Spiel oder wenigstens ein Link, der auf eine externe Quelle verweißt, wäre schön. Außerdem könnte die deutsche Übersetzung noch den letzten Feinschliff vertragen.
Tokaido gibt es für 6,99 EUR im Play Store und Apple’s App Store.