Klassiker: Secret of Mana (Seiken Densetsu 2)

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Secret of Getting Stunned.

Secret of Mana ist wohl heutzutage jedem Gamer, der mal einen SNES besaß, ein Begriff. Überwiegend wohl wegen seiner damals ansehnlichen Grafik und der –ziemlich typischen– Story. Vor vielen, sehr vielen Jahren habe ich es selbst etliche Stunden gespielt und mich daran erinnert, dass es ein ziemlich gutes Spiel war. Ich lag bislang selten so falsch, noch war ich so schockiert über die tatsächliche Spielerfahrung, die mit meinen Erinnerungen nichts gemein hat.

Eins muss man den Rollenspielen vom asiatischen Kontinent lassen: Sie kommen schnell zum Punkt. In den ersten zwei Spielminuten zieht unser nichtsahnender Narr das Manaschwert aus seinem Sockel bedroht damit sein naheliegendes Dorf. Aus dem er zugleich verbannt wird (that escalated quickly…). Sein einziger Hinweis von einem Fremden ist, sich zum Wassertempel zu begeben, da Mana und die gesamte Welt in Gefahr ist. Wer mit einer gewissen Tragik etwas anfangen kann, wird sich schnell mit der Figur identifzieren können und vielleicht so etwas wie Sympathie entwickeln.

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Spätestens wenn unsere Pfeife von Held in den Kampfmodus wechselt, wird man ihn hassen lernen. Oh, und wie ich ihn hasse. Das Kampfsystem löst sich von altbekannten, aber bewährten Strukturen eines rundenbasierten Kampfsystems wie man sie damals noch aus Breath of Fire und Final Fantasy und auch heute noch kennt. Verglichen mit Terranigma ist dieses actionoriente Kampfsystem allerdings ein Scherz. Ein ziemlich schlechter sogar.

Denn die eigentliche Anstrengung besteht darin, immer geduldig zu warten, bis die Waffe voll aufgeladen ist. Was in Mystic Quest auf dem Gameboy noch optional und für eine unglaublich starke Attacke sorgte, ist hier eigentlich Pflicht, da selbst bei 95% Aufladung der Schaden so lächerlich gering ist, dass man lieber wartet. Dann zuschlägt. Und wieder wartet. Action sieht anders aus. Nochmal, Terranigma. Dazu kommt, dass unser Held unbeweglich wie ein Felsen ist.

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Manuelle Ausweichbewegungen gibt es nicht. Wir müssen uns ganz auf die –miesen– Werte der Figur verlassen. Und jeder Treffer zählt. Werden wir getroffen und fliegen durch die Luft, können wir nochmal getroffen werden. Liegen wir am Boden, können wir nichts tun als zu warten, bis Prinzessin Nichtsnutz wieder aufsteht. Natürlich nicht, ohne vorher noch weiter vermöbelt zu werden. Mit viel GLück können wir vielleicht wieder aufstehen, bevor nochmal vier mal auf uns eingeschlagen wurde und von unseren 98 Trefferpunkte nur noch… keine mehr übrig sind.

Glücklicherweise platziert das Spiel ziemlich fair direkt vor schwierigen Stellen einen Speicherpunkt. Der aber wenige bringt als erwartet, da man nicht genau dort startet, sondern am Eingang der aktuellen Karte. Ich bin ein und den selben Weg gefühlte zehn Mal gegangen. Bis ich wieder verreckt bin und aufgehört habe.

Hatte ich früher mehr Geduld, habe ich noch drei weitere Stunden gegrindet und meine Figur zu verbessern, oder wie habe ich das damals geschafft? Zwei Werwölfe greifen mich gleichzeitig mit Sprungangriffen und Roundhouse-Kicks an, die vom Meister persönlich hätten kommen können.

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Noch während ich durch die Luft segele, verpasst mir der Zweite einen Tritt. Bei Landung habe ich bereits 50 Trefferpunkte verloren. Nun liege ich noch etwa fünf Sekunden auf den Boden, wo ich zwei weitere Treffer kassiere. Bravo, noch 20 Trefferpunkte übrig. Mein Held springt auf, landet auf den Beiden aber reagiert immer noch nicht auf meine Eingaben. In dem Moment kassiere ich den letzten Treffer, der mich ins virtuelle Jenseits befördert. Die ganze Prozedur habe ich etliche Male probiert. Jeweils mit anderer Taktik. Dass lasse ich mir nicht vorwerfen.

So gut kann das Spiel gar nicht werden im weiteren Verlauf, dass ich diese Stelle auch nur noch ein einziges probiere. Und ich will noch gar nicht daran denken, was später noch für Bosse kommen. Nein Danke, Secret of Mana. Du bleibst lieber unter dem Staub bedeckt, der dich bisher gut von meinen aktuellen Radar fern hielt.

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Ich könnte jetzt natürlich noch zweifellos ein paar positive Worte finden. Und wahrscheinlich noch mehr, wenn das Gameplay es einen nicht so verdammt einfach machen würde, dieses Spiel zu hassen. Ich kürze das ganze ab, in dem sage: Nur zu. Versucht euch daran. Wer Rogue-Likes für einen Kindergeburtstag hält und kein Problem damit hat, für einen Fehler sofort mit dem Tod bestraft zu werden und die selbe Szene wieder und wieder spielt, wird vielleicht mit einer tollen Geschichte, sympathischen Charakteren und einem passenden Soundtrack entlohnt. Nichts aber, was andere Spiele nicht auch hinkriegen würden. Ohne einen unfair zu behandeln.

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