Battle Royale ist momentan der Spielmodus im Multiplayer-Shooter-Sektor. Nun haben auch die Titanfall-Verantwortlichen, Respawn Entertainment, ihre Free-to-Play-Variante des beliebten Spielmodus veröffentlicht. Und Apex Legends zeigt sich trotz bekannter Elemente erfrischend anders und hat mich, als jemand der diesen Modus bisher ablehnte, überzeugt.
Kurze Erklärung, was Battle Royale eigentlich ist: Das Genre verbindet Elemente des Überlebens, der Erkundung und des Plünderns, und lässt, in Apex, 60 Spieler gegeneinander antreten, die, wie in Hunger Games bzw. Die Tribute von Panem um ihr Überleben kämpfen – wer zum Schluss übrigbleibt, gewinnt. Apex Legeds lässt euch allerdings in Drei-Mann-Squads gegeneinander antreten. Ihr seid nie alleine (von Verbindungsabbrüchen oder ‘Leavern’ abgesehen) und könnt von euren Mitspielern wiederbelebt oder sogar respawnt werden, was euren Mitspielern jedoch oft einiges an Mut und Geschick abfordert, und nicht selten beißt der gesamte Trupp ins Gras, sobald dieser einen Spieler weniger zur Verfügung hat. Dennoch bringt es eine Komponente ins Spiel, die euch eben nicht gleich aus Frust das Spiel verlassen und das Pad an die Wand feuern lässt. Der Reiz, der diesen Spielmodus ausmacht, ist dass man im Grunde nur ein Leben hat. “Mal eben respawnen” ist nicht drin, was Zusammenspiel innerhalb eines Trupps fördert und kopflose Aktionen größtenteils verhindert.
Apex Legends führt außerdem ein geniales Kommunikationssystem ein, das auch die sprachfaulen unter euch effektiv und präzise mit eurem Trupp kommunizieren lässt: Alles in der Welt lässt sich anpingen und euren Charakter dies kontextabhängig kommentieren. Habt ihr z.B. eine besondere Waffe gefunden, habt dafür keine Verwendung und möchtet sie einem eurer Kameraden überlassen, könnt ihr das auf Tastendruck mitteilen. Eure Mitspieler bekommen dann eine entsprechende Einblendung auf ihrem Bildschirm. Das gleiche gilt für Gegnerkontakt, zu beobachtende Bereiche, oder in welche Richtung ihr euch als nächstes bewegen wollt.
Dazu kommt das typische ‘Respawn’-Gefühl, wenn es um Treffer-Rückmeldung und das Handling der Waffen geht. Jede Waffe schießt spürbar anders und hat andere Vor- und Nachteile. Keine Waffe ist “OP” oder “imba”, sondern nur der Situation angemessen oder eben nicht. Wer in der Entfernung von 200 Metern oder mehr einen Gegner entdeckt, aber nur leichte Maschinenpistolen dabeihat, kann sich die Munition sparen und sollte erst die Distanz reduzieren; Geschosse haben ballistisch-authentisch einen deutlichen Fall auf ihrer Flugbahn.
Auch wenn es zahlreiche Waffenmodifikationen gibt, die die Eigenschaften eurer Waffen teils erheblich verbessern, steht trotzdem euer persönlicher Skill, d.h. Aim, Movement und Map-Kenntnisse, im Vordergrund. Keine Fähigkeit der acht momentan verfügbaren Charaktere und keine Waffe (und Modifikation) ist ein absoluter Game-Changer. Gekonnt ausgespielt, geben sie euch in vielen Situationen einen Vorteil, der zwar schon über Leben und Tod entscheiden kann, euch aber nie die Arbeit abnimmt. Somit gibt es selten unfaire Momente und viele eurer virtuellen Tode lassen sich oft auf taktische Fehler und eben nicht auf einen mit “der hatte ja mehr Glück mit dem Loot!” kommentierten Umstand zurückführen.
Natürlich gibt diese Momente der Frustration, wenn man zusammen mit knapp zwanzig Leuten gleichzeitig abspringt und in derselben Zone landet, die Gegner einem die Waffen vor der Nase wegschnappen und siegreich aus dem Gefecht ohne wirkliche Gegenwehr hervorgehen. Aber auch das ist letztendlich auf einen taktischen Fehler, nämlich auf den Absprung und der Wahl des Zielorts, zurückzuführen.
Wer außerdem schnelle Instant-Action à la Call of Duty sucht, sucht hier vergebens. Es können gut mehrere Minuten ohne jeglichen Feindkontakt vergehen. Und wenn es diesen gibt, kann alles innerhalb kurzer Zeit vorbei sein. Das lässt einen hin und wieder mit dem Gefühl zurück, dass man eigentlich effektiv nichts gemacht hat die ganze Zeit. Das liegt aber in der Natur des Genres als am Spiel selbst. Dennoch sollte man sich dessen bewusst sein. Und deshalb würde ich es begrüßen, wenn sich der Battle-Royale-Modus wirklich zu einem Modus etabliert, sowie ‘Capture the Flag’ oder ‘Team Deathmatch’, und den Battle-Royale-Spiele noch weitere, schnellere und action-lastigere Spielmodi hinzugefügt werden. Sowie auch Overwatch letztendlich mehrere und abwechslungsreiche Spielmodi, u.a. das klassische Free-for-All (Jeder-gegen-Jeden), neben dem üblichen objective-basierenden Spielmodus spendiert bekommen hat.
Fazit: Apex Legends ist ein grafisch gutaussehender Free-to-Play-Shooter, der zwar die üblichen Einstiegshürden bietet und vom Spieler eine gewisse Eingewöhnungszeit verlangt, sich aber durch seine Stabilität, parkour-ähnlichen Bewegungsmöglichkeiten, und Waffen-Feedback von seinen Konkurrenten abhebt. Die Mikrotransaktionen, mit denen digitale Inhalte durch Echtgeld erworben werden können, sind außerdem besonders fair und ermöglichen nie einen spielerischen Vorteil.