Test: Watch Dogs 2

Watch Dogs 2 Crew

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Mit Watch Dogs 2 wird das altbewährte Open-World-Konzept erneut aufgegriffen und die Hacker-Kultur eines fiktiven San Fransiscos, mit authentischen Parallelen, in eine Geschichte um diverse Charaktere verflochten. Gelingt Ubisoft dieses Mal ein rund um gelungenes Hacker-Spiel abzuliefern?

Publisher und Entwickler Ubisoft ist vor allem für seine immer gleichen oder zumindest stark ähnlichen Formeln bekannt. Ob Radiotürme in FarCry 3 erklimmt werden müssen oder Türme und Gebäude seit Assassin’s Creed 1, um neue Teile der Weltkarte aufzudecken; der “Ubisoft-Spielwelt-und-Gameplay-Baukasten” beinhaltet nach wie vor die selben Zutaten. Wohingegen der Vorgänger von Watch Dogs 2 noch auf ein ernstes Setting mit einem bei vielen Spielern unbeliebten Protagonisten, gehen die Entwickler nun in eine andere Richtung. Nicht so übertrieben wie Saint’s Row oder parodisierend wie GTA, aber immerhin mit viel Leichtherzigkeit tritt unser Protagonist auf. Das gleiche gilt auch für die ersten Story-Missionen, in denen man Fake-Telefonanrufe durchführt, Geld von Konten von Millionären stiehlt und in Manier des guten alten Robin Hoods an Charity-Veranstaltungen vergibt oder Autos oder Drehbücher und der Art klaut. In diesen Moment scheint die DeadSec eine Crew zu sein, mit der man wirklich gerne abhängen will!

Watch Dogs 2 Golden Gate Bridge

Alles wirkt verspielt. Von den farbenfrohen Charakteren und Klamotten bis zu den Waffen und den bereits erwähnten anfänglichen Missionen. Leider bleibt Ubisoft hier nicht so konsequent wie in ihren eigentlichen Spielprinzipien, und wirft später das anfängliche fröhliche Setting über Board und wirft eine gehörige Portion Drama ins Spiel. Was schade ist, denn hier fehlt es Ubisoft an Feingefühl und geschickter Verbindung der Gameplay-Mechaniken. Denn die Lösung der Konflikte besteht dann nämlich aus Ballerorgien, Massakern und riesige Explosionen. Vorsichtiges Infiltrieren und das Hacken werden zur Nebensache und vorbei ist der charmant-witzige Hintergrund-Ton dieses Spiels. Die eingeführten Charaktere und Persönlichkeiten sowie die Stimmung der anfänglichen Stunden passen nicht zu den Massenmorden, die später obligatorisch werden.

Die Zwischensequenzen sind mit Konsequenzen bespickt, jedoch lässt uns etwa eine Mission seinen Serienkiller jagen, der weitaus weniger Menschen auf den Gewissen hat, als unser Protagonist Marcus. Während in Assassin’s Creed wenigstens noch Warnungen erscheinen, dass Assassinen keine Zivilisten verletzten oder gar töteten, was letztendlich zur Desynchronisierung führte und das Scheitern einer Mission zur Folge hatte, gibt es hier keine echten Konsequenzen. Wie in einem GTA, wo ich meinen Fahndungslevel schnell durch eine einfache Umlackierung wieder los werde.

Watch Dogs 2 ist stellenweise die Antithese zu GTA, verflechtet die Stadt mit ihrem kulturellen Hintergrund bedeutungsvoll in die Geschichte und zeichnet nicht eine nur notwendige Kulisse. An vielen anderen Stellen ist auch wie in GTA leider kein Konflikt komplex oder groß genug, als dass man ihn nicht mit einer Waffe lösen könnte. Die verschiedenen Hacking-Fertigkeiten und Spielereien können vielleicht den einen oder anderen Spieler darüber hinwegtäuschen. Es gibt viele Spielereien, mit denen man sich die Zeit vertreiben kann, Hunde mit Dronen zu nerven, Leute zu verprügeln, die in abgehörten Chat-Nachrichten oder Anrufen echte Ärsche sind, oder den Verkehr lahm legen, vor allem diejenigen, die zu schnell unterwegs sind.

Wem diese Spielwiese gefällt und wer die mangelhafte Story verträgt, kann seinen Spaß mit Watch Dogs 2 haben. Mir persönlich reicht das über eine Dauer von etwa 10 Stunden nicht, da ich etwas mehr von einem Videospiel erwarte und es mittlerweile genug Alternativen gibt, die genau das liefern, was ich suche.

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