Test: Victor Vran

Victor Vran Artwork

Haemimont Games wagen sich an ein Action-RPG? Mit Omerta: City of Gangsters haben die vornehmlichen Strategie-Spiel-Entwickler schon mit Ansatz einen Fuß ins RPG-Genre gesetzt. Und mit Sporen getreten. Für Victor Vran gibt es weitaus mehr Hingabe.

Man merkt dem Spiel seine Indie-Herkunft an. Und damit sind weder trendige Pixeloptik noch ultra-innovative Spielprinzipien gemeint. Statt aufwendige Zwischensequenzen gibt es einfache, aber gut gezeichnete Artworks, die die Dramatik voran bringen. Dialogzeilen und Sprecher halten sich zahlenmäßig in Grenzen, die Qualität hingegen kennt man so jedoch eher von Triple-A-Studios. Ich kenne zwar keine Preise, aber Martin Kessler in der Hauptrolle, den man sonst als Sam Fisher in Videospielen hört oder als Nicolas Cage in Filmen, ist schon eine Wucht. Warum oder warum nicht solltet ihr also Victor Vran spielen, wenn der Support von hingebungsvollen Indie-Entwicklern nicht zu euren Hobbies gehört? Es macht einfach Laune! Zumindest kurzweilig.

Victor Vran

Präsentation

Die grafische sowie akustische Präsentation sind nur “okay”. Es fehlt dem Spiel einfach an Highlights. Klanglich bleibt nichts wirklich in den Ohren hängen, bis auf einen Track, der an Soul Reaver 1 erinnert, welches ähnliche Horror-Atmosphäre bietet. Ich erwarte zwar nicht, dass Hans Zimmer durch meine Lautsprecher kracht, aber wenigstens ein paar Höhepunkte sollte jedes Spiel haben. Dafür gibt es immerhin nichts, was mir Ohrenschmerzen bereitet (yay!).

Victor Vran

Das gleiche gilt für die Grafik. Die Performance ist in Anbetracht der visuellen Effekte schlecht optimiert. Bis zu 1620p läuft es weitestgehend flüssig, sofern nicht allzu viel auf dem Bildschirm passiert. Eine 4k-Auflösung lässt die Bilder pro Sekunde allerdings sofort, auch bei Ruhe, auf unspielbare 20 sinken. Dennoch kann man nicht sagen, das Spiel sehe hässlich aus. Denn dagegen ist das Design der Level stimmig, wenn auch nicht absolut überragend. Hier ist Diablo 3 nach wie vor Platzhirsch in diesem Genre. In Victor Vran betritt man mal weitestgehend offene Level, mal metzelt man sich durch enge Gänge, die wenig Platz zum Ausweichen bieten. Von Sümpfen, Katakomben und Minenschächten, über Wälder und Siedlungen sind viele Schauplätze vertreten. Der Grundton bleibt düster.

Spielerfahrung

Während die Präsentation einen nicht gerade vom Stuhl haut, macht die Spielerfahrung alles richtig. Die Kämpfe sind schnell, dynamisch und zusammen mit den Herausforderungen, die es für jedes Gebiet gibt, auch wirklich fordernd. So müssen z.B. Gegner mit einer bestimmten Waffe in einem Zeitlimit besiegt werden. Manchmal sogar ohne dabei Schaden zu nehmen! Außerdem gibt es in jedem Gebiet versteckte sammelbare Objekte zu finden. Ihr flitzt also nicht nur blind durch die Gebiete, sondern sucht oft akribisch nach versteckten Räumen.

Victor Vran

Die Herausforderungen sorgen dafür, dass man Gebiete oft mehrmals spielt. Da man bis zu zwei Waffensets ausrüsten und auf Tastendruck wechseln kann, und jede Waffengattung andere Spezialattacken hat, werden die Kämpfe sehr dynamisch: Man wechselt entsprechend der Gegnerart und Herausforderung oder einfach weil es cool aussieht. Es wird gesprungen, geblockt und ausgewichen. Wem das Spiel noch zu leicht ist, kann außerdem verschiedene „Flüche“ anlegen, die teilweise erheblich Malusse auf unsere Charakter-Statistiken hauen. Dafür sind meist auch die Belohnungen höher.

Fazit

Victor Vran ist das ideale Spiel für Zwischendurch: starten und losspielen. Die spärliche Plotpräsentation und die einfachen Gameplay-Mechaniken erfordern keine intensive Hingabe und die Geschichte baut sogar etwas Dramatik auf, was neben dem Gameplay weitere Motivation zum Weiterspielen bieten kann. Lediglich der Schwierigkeitsgrad könnte, trotz optionaler Flüche, noch fordernder ausfallen. So hat das Ableben des Helden überhaupt keine Bedeutung. Man wird einfach am Anfang des Gebiets wiederbelebt und behält sogar alle bereits gesammelten Erfolge in diesem Gebiet. Hier wünsche ich mir einen Ironman-Modus oder weitere Mechaniken, wie das Beschädigen von Ausrüstung. Für den Preis von 20 Euro bekommt man allerdings eine ordentliche Menge an Inhalt und hoher Qualität geboten.

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