Test: Dark Souls 3

Du bist gestorben.

From Software ist wohl mittlerweile für eines bekannt: Eine minimalistische Präsentation der Story, die durch den eigenen Anspruch getrieben wird, die äußerst anspruchsvollen kämpferischen Herausforderungen zu bestehen. Ob die Videospiel-Masochisten unter euch wieder auf ihre Kosten kommen?

Story

Eine mysteriöse Frau, bekannt als die Feuerhüterin, erweckt den Helden zum Leben und beauftragt ihn, eine das Königreich Lothric zu vernichten drohende Apokalypse aufzuhalten. Dies ist nur möglich, in dem die Balance zwischen Feuer und Dunkelheit, durch die Zerstörung der fünf Lords of Cinder, wiederhergestellt wird. Klingt unglaublich unspektakulär. Aber die im Spiel enthaltenen Überlieferungen (in Fachkreisen Lore genannt) beeindrucken schon seit Demon’s Souls die Fans erster Stunde. Nichts wird einem auf die Nase gedrückt und einige Zusammenhänge muss der Spieler selbst herstellen. Zurücklehnen und berieseln lassen kann man sich in anderen, mehr filmischen Spielen.

Dennoch kann ich mir die Frage nicht verkneifen, warum ich dieses heruntergekommene Drecksloch von Lothric, in dem gefühlte zehn NPC’s leben, überhaupt retten soll? Da zur Herkunft unseres Helden nicht viel verraten wird, scheint die Motivation diese zu sein, dass der Protagonist gerade eh nichts besseres zu tun hat. Und erfahrungsgemäß sieht in düsteren Endzeit-Szenarien der Rest der Welt auch nicht besser aus. Einfach abhauen fällt deshalb aus.

Dark Souls 3 Intro Foes

Gameplay

Wem Bloodborne in seinen Charakterentwicklungs-Möglichkeiten zu starr war, wird dieses Mal wieder auf seine Kosten kommen. Wie in den bekannten Souls-Spielen, könnt ihr eure Klasse nach belieben auswählen. Ihr wollt einen Banditen, der zwar wieselflink ist, für den aber ein eingerissener Fingernagel schon eine ernstzunehmende Wunde darstellt? Oder einen schwer gepanzerten Krieger, der zwar ordentlich einstecken kann, aber schon beim Versuch einer Ausweichrolle wie ein Sack Kartoffeln liegen bleibt? Das, oder eine kompromissbereitere Lösung, liegt allein an euch. Wie vieles, denn das Spiel rückt gerade einmal die grundlegenden Informationen, wie das Steuerungs-Layout, heraus.

Wo ihr hin müsst und was zu tun ist, wird entweder durch das clevere Level-Design mit seiner unglaublich düsteren und horror-ähnlichen Architektur vorgegeben oder muss selbst herausgefunden werden. Ihr befindet euch innerhalb der Gameplay-Mechaniken also in absolut vertrauter Umgebung, weshalb die Veteranen einen deutlichen Vorteil haben. Was auch der Grund für die seit Dark Souls 2 immer wiederkehrende Annahme sein könnte, das Spiel werde leichter. Na klar, wenn ich pro Souls-Titel +100 Stunden investiere, könnte es eventuell sein, dass mich beim dritten oder vierten Spiel (wenn man Bloodborne dazu zählt), dass im Grunde nichts anders macht als gewohnt, die nächsten hundert Stunden aus Schwierigkeitsgrad-Gründen nicht vom Hocker reißen.

Dark Souls 3 Fat Witch

Dennoch ist der Kritikpunkt nicht ganz aus der Luft gegriffen. Denn ein neuer Titel sollte immer etwas innovationsbehaftet sein. Es sei denn, die Entwickler wollen einfach nur eine Geschichte erzählen. Das glaube ich From Software wegen ihres Story-Telling-Ansatzes aber nicht. Andererseits darf man nicht davon ausgehen, dass die Käufer von Dark Souls 3 alles alte Hasen sind, die sich bestens auskennen. Und für Neulinge ist das Spiel nach wie vor eine wirklich große Herausforderung. Dass die Reparatur von Ausrüstungsgegenständen beim Schmied im Feuerband-Schrein allerdings ad absurdum geführt werden, ist schon etwas casual. Denn die Ausrüstung repariert sich automatisch beim Rasten an einem Leuchtfeuer. Was auch notwendig ist, um zum zentralen Hub, dem Feuerband-Schrein, zurückzukehren. Das war bei Bloodborne noch nicht so und es musste in der Werkstatt tatsächlich die Ausrüstung selbst repariert werden, was natürlich Blutechos (das Bloodborne-Pendent der Seelen) kostete.

Dark Souls 3 Trashmob

Die Gegner sind wieder der Kernaspekt des Spiels. Selbst der so genannte Trashmob, der sich mit ein, zwei oder maximal drei Schlägen zerdrücken lässt, kann ordentlich Schaden austeilen und ist in der Gegnervielfalt zahlreich. Einige Angriffe sollten besser geblockt werden. Ausweichen ist nie verkehrt, aber schwieriger zu timen, da einige Attacken äußerst schnell sind oder auch mal langsam und damit schwer abzuschätzen. Oder es folgte eine ganze Salve von Angriffen. Fast jeder Gegner ist somit einzigartig, weshalb die Feinde genau studiert werden sollten und man dieses gedankliche “Bestarium” immer wieder griffbereit haben muss. Auch beim Kleinvieh, da es keinen Schadensschutz nach erhaltenem Treffer gibt, den man sonst aus vielen Spielen kennt. Unabhängig von den Animationen zählt jeder Treffer, den unser Held kassiert. Wenn ihr also in einer Gruppe von drei Gegnern steht und alle ihre Kombos auspacken, ist eure Lebensenergieleiste schneller leer als ihr “fickt euch!” schreien könnt. Und der Spruch wird kommen. Nur zu spät.

Dark Souls 3 First boss

Und dann gibt es noch die Bosse, die in ihrem Design in keinem anderen Spiel besser gezeichnet und in Szene gesetzt werden und auch tatsächlich was drauf haben. Viel Lärm um nichts? Gibt es nicht in Dark Souls. Ihr erahnt sofort am Äußeren des Monsters, was passiert, wenn ihr getroffen werdet. Wie es sich aber verhält, ist beim ersten Mal immer eine Überraschung, mit der ihr umgehen müsst. Vor allem, wenn ihr in einen Bosskampf mit mehreren zehntausend Seelen stolpert. Hier heißt es cool bleiben (mit unterdrücktem, schimpfwortartigem Gemurmel).

Präsentation

Was die visuelle Qualität angeht, ist man heutzutage einiges gewohnt. Mit Rise of the Tomb Raider, dem bald erscheinenden Mirror’s Edge Catalyst oder einem mit vergleichbarerem Setting The Witcher 3 wurde die Messlatte außerordentlich hochgelegt. Eine Höhe, die Dark Souls 3 nicht erreicht. Der Sprung von Teil 2 ist aber deutlich und selbst von Bloodborne kann es sich noch abheben. Die 1080p Full HD Auflösung, bei sehr stabilen 30 Bildern pro Sekunde auf der Konsole, kann sich mit den feinen Partikel-Effekten und weichen Beleuchtungsübergängen und Schatteneffekten sehen lassen. Auch an den Animationen wurde noch einiges geschraubt. Zwar wirken einige hier und dort noch etwas steif. Aber aus Rollenspielen ist man auch kein Uncharted-Niveau gewohnt, weshalb ich die Verbesserungen definitiv zu schätzen weiß. Der Gesamteindruck ist unglaublich stimmig. Die PC-Spieler können, die entsprechende Hardware vorausgesetzt, natürlich noch bis zu 4k-Auflösungen (oder gar höher) gehen und außerdem mit ReShade herumdoktern, bis das Spiel so aussieht, wie sie es sich vorstellen.

Dark Souls 3 Cathedral

Im Gegensatz zu Bloodborne wurde der Horror-Charakter hier etwas sanfter gestaltet. Mehr Dark-Fantasy, weniger Gothic-Horror. Dennoch ist das gesamte Art-Design düster und die Figuren, Geometrie und Monster können kaum albtraumhafter sein. Die Klangkulisse gibt einen dann noch den Rest, wenn zyklopische Bossgegner dämonisch schrille, ohrenbetäubende Schreie ausstoßen und das Geschehen durch unheimliche Musik mit dramatischen Chor-Gesängen expressionistisch untermalt wird.

Urteil

Dark Souls 3 ist kein Spiel, dass ich bedingungslos jedem Spieler empfehlen würde. Zum einen darf keine Präsentation eines Mass Effect oder The Witcher 3 erwartet werden, was den Plot angeht. Dazu muss man sich darauf einlassen und außerdem damit klar kommen, dass man sterben wird und das man potentiell einen kleinen Teil des Spielfortschritts wieder verliert und nicht nur die Spieler-Figur, sondern auch der Spieler selbst wachsen und besser werden muss. Man kann sich ungefähr den Unterschied wie bei einer Rennsimulation wie iRacing und einem Fun-Racer wie Flatout vorstellen. Ersteres braucht viel Übung und Geduld, letzteres ist ein Pick-up-and-play-Titel, mit dem jeder Spaß haben kann, nachdem er sich fünf Sekunden das Steuerungs-Schema angesehen hat. Man muss erforschen wollen, sich in eine Welt hineinversetzen können, ohne das alles lang und breit vor einem ausgetreten wird. Und vor allem solltet ihr Spaß daran haben, Kämpfe zu bestehen und voranzukommen, anstatt XP und Quests sowie deren Belohnung in Form von Equip zu grinden, damit hübsche bunte Zahlen aufploppen, die einem zeigen sollen, was für einen ungeheuren Erfolg man doch gerade erzielt hat. Wer diese Motivationsbereitschaft mitbringt und einen Faible für abgefahrenes und düsteres Fantasy-Setting mit coolem Monster-Design hat, wird hier tatsächlich, wie eingangs in Frage gestellt, auf seine Kosten kommen.

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