Test: DmC: Devil May Cry

DmC Devil May Cry USK Cover Art Box ArtVorwort

Mit Devil May Cry verbindet man wohl überwiegend eines: Dämonen. Und vor allem japanische Einflüsse. Als jemand, der nur kurz Teil 4 anspielte, kann ich sagen, dass ich völlig unbelastet an die Neuauflage von DmC gehe. Dämonenschnetzeln ist jetzt nicht unbedingt die abwechslungsreichste Aufgabe, und wenn mir ein Spiel, wie in den Vorgängern, dann noch einen Helden mit weißen Haaren und typischer Japan-Frisur präsentiert, bin ich alles andere als begeistert. Erst als ich hörte, dass man sich den japanischen Einflüssen entledigte (Dank an das britische Team Ninja Theory!), wurde ich hellhörig.

Der neue Dante

Dante hat sich in diesem Reboot seiner metrosexuellen Frisur entledigt und sieht deutlich “westlicher” aus. Das liegt vor allem daran, dass man im englischen nicht nur die Stimme von Schauspieler Tim Phillips nahm, sondern sein Aussehen gleich mit. Frecher Blick, rebellisches und arrogantes Auftreten. Wenn er es nicht einfach drauf hätte, würde man glatt denken “Was’n Arsch!”.

Aber wer komplett nackt und ohne Scham einer Frau die Tür aufmacht oder während das eigene Wohnmobil von einem Dämon in einen Abgrund gezogen wird, durch die Tür springt, sich während dessen im Flug anzieht und zum Hinterfenster herausspringt, hat schon mal meine Sympathie! Hier trifft Gameplay- und Charakterdesign ohne große Kluft aufeinander.

In den Zwischensequenzen ist Dante seinen Gegner stets überlegen, es gibt keine –fuck yeah!– Quick-Time-Events, die der Spieler versauen kann und im eigentlichen Gameplay metzelt sich Dante spielend durch die Gegnerhorden, so dass man wirklich das Gefühl, den Charakter aus den Sequenzen zu steuern.

DmC Devil May Cry PC Ninja Theory Dante

Aber was ist eigentlich seine Motivation? Haben Punks wie Dante nicht eigentlich diese “I don’t care”-Attitüde? In der Tat! Sogar als ihm gesagt wird, dass die Menschheit auf dem Spiel steht, meint Dante nur, was es ihn kümmere? Erst als man ihm hilft Erinnerungslücken seiner Kindheit zu füllen, nimmt Dante die Sache persönlicher. Und wie kriegt man einen rebellischen jungen Mann dazu, etwas zu tun? Genau, man beleidigt ihn!

Nachdem Dante also anfängt seine Natur zu entdecken und was Oberschurke Mundus getan hat, beschließt er der Gruppierung mit dem überaus charmanten und originellen Namen “Der Orden” vorerst zu helfen.

DmC Devil May Cry PC Ninja Theory DanteDie Story wird hauptsächlich von fünf Charakteren getragen, dem Antagonisten Mundus und seiner Gespielin, Dante und seinem Bruder und Kat, eine junge Frau, die von Dantes Bruder Virgil gerettet wurde. Die Motive der Charaktere sind nachvollziehbar, die Inszenierung von einigen Plotpassagen dagegen oft rein zweckmäßig und hinterlassen die eine oder andere Frage.

Denn es werden nicht genau die Regel erklärt, wie es sich mit den Ausgängen aus der dämonischen Unterwelt –dem Limbus– verhält. In einer Mission sieht es aus, als wenn Kat Ausgänge, also Portale zwischen den Welten, erschaffen kann um Dante aus dem Limbus zu ziehen. Aber genau dann, wenn es darauf ankommt, scheint es nicht zu funktionieren.

Gameplay

Hier kommen alle Hack’n’Slay und Gegnerhordenjonglierer auf ihre Kosten. Dante ist nicht nur unglaublich beweglich (Ausweichrollen, Doppelsprünge, Schwebe-Sprünge), sondern hat viele verschiedene Angriffe auf den Kasten, die sich auch je nach Waffe unterscheiden und nach belieben kombinieren lassen.

Die Kämpfe sind so dermaßen übertrieben, dass man sich schon darauf einlassen muss. Wer aber Spielen wie Dante’s Inferno (nein, das ist ein anderer Dante) oder God of War, in dem man Herakles den Kopf ab- und Zyklopen Augen herausreißt und ebenfalls mit übertriebenen Waffen herumrennt, kein Problem hat, wird mit DmC seinen Spaß haben.

DmC Devil May Cry PC Ninja Theory Dante

Dante reagiert unverzöglich auf sämtliche Eingaben, was die Kämpfe zur reinen spielerischen Herausforderungen wachsen lässt und nicht zu einem Kampf mit dem Eingabegerät. Während einer Mission wird der Spieler bewertet. Hauptsächlich der Stil in den Kämpfen ist entscheidend. Abwechslungsreiche Combos und besonders tödliche Angriffe geben einen größeren Bonus und die Höchstbewertung “SSS” nach “SS”, “S” “A”, “B” usw. Das ganze wird auch noch hin und wieder akustisch mit einem “SAVAGE!” oder “SADISTIC!” untermalt, was nostalgische Gefühle aus Unreal-Tournament-Zeiten auslöst.

Am Ende einer Mission wird abgerechnet: Stilpunkte, Zeit, Tode, verwendete Heil-Gegenstände. Je höher die Punkte desto mehr Erfahrungspunkte erhält man. Ansonsten werden durchschnittliche und bekannte Mechaniken geboten: Rote Kügelchen, die man findet oder von besiegten Gegner erhält, dienen als Währung für Gegenstände wie Heilung oder permanente Gesundheitsverbesserung, grüne Kügelchen frischen die Energie auf und weiße werden dem Erfahrungskonto gutgeschrieben.

Mit den Verbesserungspunkten kauft man sich neue Fertigkeiten, die nach Waffen und Allgemein sortiert sind. Nach etwa sieben Missionen weiß man eigentlich kaum noch wohin damit. Nicht weil es keine Sachen mehr zum Verbessern gäbe, sondern weil man sich meistens auf die gleichen Combos eingeschossen hat. Wer also nicht unbedingt den besten Rang “Sensational” anstrebt, kommt auch auf den höchsten Schwierigkeitsgrad (Nephilim) gut durch das Spiel.

DmC Devil May Cry PC Ninja Theory DanteLeider stellt sich nach etwa sieben Stunden eine gewisse Monotonie ein. Das Spiel versucht das Kämpfen abwechslungsreich zu gestalten und schafft das auch weitestgehend über die gesamte Spiellänge von etwa 9 Stunden verteilt und wirft immer wieder neue Gegnerkombinationen in den Kampf.

Einige Feinde lassen sich nur mit bestimmten Attacken verletzten, andere haben bestimmte Schutzfähigkeiten. Wenn dann noch einige der zahlreichen Zwischenbosse dazu kommen wird es hektisch. Zum einen muss man gefährlichen Angriffen ausweichen, sich nebenbei um das Kleinvieh kümmern und irgendwie noch die Gegner ausschalten, die schnell wieder aus der Reichweite verschwinden oder sich schützen (durch Magie oder Schilde).

DmC Devil May Cry PC Ninja Theory Dante

Den Überblick zu behalten ist dann nicht einfach und der Kampf erfordert dann auch tatsächlich Taktik. Auf welchen Gegner konzentriere ich mich zu erst? Den Stärksten? Auf das störende Fallobst? Auf die nervigen Harpien oder Hexen, die immer wieder aus der Entfernung schießen oder zaubern? Es gibt zahlreiche Gegner, die durch die unterschiedlichste Zusammenstellung einen gut einheitzen können. Unfair wird es jedoch nie, da jeder Gegner seine Schwachstelle.

Die Kämpfe erfordern also vor allem auf höheren Schwierigkeitsgraden ein hohes Maß an Geschick. Dennoch sind die Kämpfe insgesamt recht kurz und mutieren somit nicht zu einem reinen Ausdauer-Spektakel. Jemanden, der nicht vollends aufgeht in Metzelspielen, sollte sich bewusst sein: Es wird nichts anderes gemacht außer kämpfen, und ein paar kleineren Jump’n’Run-Einlagen. Nur an wenigen Stellen können Kämpfe vermieden werden. Es gibt keine Rätsel, keine Abzweigungen (außer die, die zu einigen Pick-Ups führen), keine selbst ausgelösten Dialoge. Der Fokus liegt also eindeutig auf dem Kampf.

DmC Devil May Cry PC Ninja Theory DantePräsentation

Grafisch beeindruckt das Spiel nicht gerade. Die Grafik ist schlicht zweckmäßig, auch wenn die PC-Version Capcom-untypisch einige Einstellungen zulässt. Das Design der Gegner hingegen ist klasse. Zwischen “völlig abgefuckt!” und “krass, wie eklig!” gibt es noch etliche andere Wortgruppenschattierungen, um die Monster und Level zu beschreiben. Und am Ende der zu dezimierenden Gegnertrauben, wird der letzte Gegner auch nochmal besonders schön in Szene gesetzt zermetzelt, ähnlich wie die Kill-Cam in Max Payne und auch wie in Enslaved, wenn Monkey mit dem letzten Schlag einen Gegner komplett zerteilt.

Die Gesichtsanimationen der Charakter sind außerdem sensationell und bewegen sich auf dem Niveau eines Enslaved. Wie man es von Ninja Theory (Heavenly Sword) kennt, wurde hier hohen Wert auf natürliche Gesichtsmimiken gelegt, die in der englischen Audiofassung für absolute und perfekte Lippensynchronität sorgen. Selbst die deutsche Vertonung kann sich sehen lassen, auch wenn ich den Eindruck habe, dass hier die Audiodatei-Qualität bei dem einen oder anderen Charakter einen Tick zu niedrig aufgelöst ist.

DmC Devil May Cry PC Ninja Theory Dante

Und wenn wir schon beim Klang sind: Der Soundtrack bewegt zwischen punkigen, rockigen Gitarren-Riffs und monotonen und diabolisch-unterstützenden Bässen hin zu abgespacten Club-Sounds auf Ecstasy, die aus einem Blade-Film oder Vampire: Bloodlines stammen könnten. Kurz gesagt: großartig!

Fazit

DmC macht als Metzelorgie unglaublich viel richtig. Die Kämpfe sind schnell, brutal, das Monster-Design dämonisch krank (spätestens beim Kampf gegen den Sukkubus sollte man sich das eingestehen), der Soundtrack stets passend. Es ist auch fast unglaublich, wie man es fertig bekommt, soviele Angriffe, Combos und Waffen auf ein kleines Gamepad unterzubringen und zwar so, dass das Ganze auch gut funktioniert. Dennoch ist das Spiel bei weitem keins für Jedermann.

Das hängt mit der Natur des Spiels als reines Kampfspiel zusammen, aber auch mit dem Art-Design. Völlig surreale Welten, aufbrechende Straßen, auf dem Kopf stehende Städte, entgegenrauschende U-Bahnen mit einer Dämonen-Silhouette und -Fratze können mit Sicherheit den einen oder anderen Spieler missfallen.

Man muss sich hier also ganz bewusst auf einen Höllentrip einlassen, der nicht ganz so künstlerisch und ästethisch (wenn es darauf bezogen das richtige Wort ist) an Dante’s Inferno heranreicht. Denn das treibt den Spieler auch im wahrsten Sinne durch die Hölle, orientiert sich dabei aber an biblischen oder Alltagsdarstellungen, während DmC: Devil May Cry darauf mit einem “Fuck You” antwortet und einem zum epileptischen Anfall noch ein Tässchen Speed und LSD reicht.

Was rockt:

· irres Design
· spaßige und herausfordernde Kämpfe
· sehr gute Gesichtsanimationen
· klasse Soundtrack
· einfache und präzise Steuerung
· gute technische Performance

Was nervt:

· trotz abwechselnder Gegner eintretende Monotonie
· technisch/grafisch unbeeindruckend
· Kaum Abwechslung innerhalb der Runden/Missionen

 

Bilder

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